Hinter Twentynine Palms sollten wir zum ersten Mal die Einöde von amerikanischen Landstraßen kennenlernen. Um 10 Uhr verließen wir Joshua Tree und kamen an einem Schild mit der Aufschrift "Next Service 100 Miles" vorbei. Und so war es dann auch, eine kerzengerade Straße und rechts und links Wüste. Aber wir kamen mit 65 mph (Meilen pro Stunde) ganz gut voran. Den Tempomat und die Klimaanlage eingeschaltet, so läßt sich sogar die Einöde ertragen, aber die Überraschung sollte noch kommen. Getankt hatten wir schon vorab, da wir von dieser verlassenen Gegend wußten.
Am Parker Damm (tiefster Damm der Welt), unserem ersten Zwischenstop, angekommen, erschlug uns die Hitze und Schwüle beim Aussteigen. 38°C zeigte unser Thermometer und das hatten wir so nicht erwartet. Weiter ging es nach Lake Havasu City mit der Besichtigung der London Bridge (Double der London Bridge von der Hauptstadt Englands) und schließlich zu unserem Tagesziel, der Route 66. Auf dem Weg dorthin sahen wir schon skurrile Dinge. Zuerst fuhr ein Pick-up auf Schienen, was für uns Europäer nicht unbedingt normal ist und ein mit Müll behangener Baum entspricht mit Sicherheit auch nicht unseren Vorstellungen vom "Grünen Punkt".
Anke hatte es gut gemeint und eine wörtlich "landschaftlich schönere Strecke" auf der Route 66 ausgewählt, die noch vor dem eigentlichen bekannten Teilstück unseren Weg kreuzte. Und so fuhren wir Serpentinen und enge Straßen mit dem 7,20 m langen Wohnmobil, und das am 2. Tag nach der Übernahme. Cool war es schon, denn wir kamen durch ein Städtchen, in welchem die Zeit anscheinend stehengeblieben war, und das entschädigte für die abenteuerlichen Strapazen.
Am Abend schafften wir es noch auf der Interstate bis Seligman, wo wir auf einem privaten Campingplatz vom KOA ($20) übernachteten. Noch schnell getankt, und hier wurde uns nun einiges klar. Nicht nur, daß die Spritpreise in den USA sehr stark schwanken, nein der Verbrauch des Wohnmobils stieg auch extrem (30 Liter/100 km) durch den Tempomat und die Klimaanlage an. Also entschieden wir uns, zukünftig so gut wie möglich auf diese Zusätze zu verzichten.
Der Campingplatz war schlicht und nicht gerade preiswert. Außerdem befand er sich an einer vielbefahrenen Bahnstrecke, auf welcher Züge von mehreren hundert Metern Länge vorbeifuhren. Hier machten sich unsere mitgenommenen Ohrstöpsel zu ersten Mal bezahlt, trotzdem war die Nacht unruhig.